Pfingsten – Sieben Wochen später
Diesmal genau sieben Wochen später neue Muße für nen Blogeintrag, und auch einige neue Er-Leb-nisse.
Seltsamer „Zufall“, das ich mich wieder an einem christlichen Fest hinsetze, um hier weiterzumachen. Naja, vielleich passt es ja. Nach der Auferstehung zu Ostern jetzt ein bisschen Zuwendung zum Heiligen Geist…
Neuer Arzt – neue Meinung / Kur
Zunächst gibt es von einem weiteren Arztbesuch zu berichten: Auf Empfehlung meiner Hausärztin habe ich Ende April einen weiteren Neurologen/Psychiater konsultiert. Zur meiner eigenen Vorbereitung, und damit er sich auf unser Gespräch statt auf einen Aktenordner von Arztberichten der letzten fünf Jahre konzentrieren konnte, hatte ich die Krankheitsgeschichte auf zwei DIN-A-4-Seiten zusammengefasst und bin auf sage und schreibe vier Skalpierungen plus vier weiteren OPs unter Vollnarkose gekommen (Augen-OPs, Gesichtschirurgie, Nasenpolypen-Entfernung). Ganz schön, oder?! Ergebnis der weiteren Arztmeinung nach Studium des aktuellsten MRT-Bildes und meinem Bericht: Ich sei außergewöhnlich gut rehabilitiert bislang, besonders vor dem Hintergrund der erheblichen Verletzungen am Gehirn. Empfehlung: (noch) etwas mehr Sport, außerdem Nahrungsergänzung in Form von Magnesium und Vitamin B 12. Das kann wohl dabei unterstützen, die Nebenwirkungen des Epilepsie-Medikamentes (Müdigkeit, Depressionsneigung) abzumildern und vielleicht sogar die linksseitige Taubheit (residuelle Hemiparesen) zu beenden.
Außerdem hat mir das Versorgungsamt eine Kur in Damp 2000 an der Ostsee bewilligt, der Termin ist noch offen, aber es wird noch in diesem Sommer sein. Auch das gibt natürlich Hoffnung auf weitere körperliche Verbesserungen….
IrgendwasmitMedien – Vorbereitung
Da ich mich, wie im letzten Blogeintrag berichtet, ja um einen Studienplatz – wenigstens als Gasthörer – an der Universität der Künste beworben habe, habe ich mir Anfang Mai quasi als Einstimmung darauf mit meinem Behindertenausweis ein ermäßigtes Ticket für die re:publica beziehungsweise Media Convention geleistet. Von den vier Tagen habe ich nur zweieinhalb wahrgenommen, nicht nur weil der große Menschenauflauf und die Energie dort mir zuviel waren, auch weil ich von der „schönen neuen Welt“ der Medien, wie sie sich dort präsentiert doch ziemlich abgestoßen war: Mehrere hundert Menschen auf dem Haufen, die vorgeben, sich über Medien und deren gesellschaftlicher Wirkung austauschen zu wollen, dabei aber hauptsächlich auf die Displays ihrer Smartphones, Notebooks oder Tablets starren. Dann regen sich alle mehr oder weniger über die permanente Überwachung im Internet auf (es war der Tag, an dem Greenpeace auf dieser Veranstaltung TTIP-Leaks veröffentlichte, das Panel war so voll, das ich keinen Platz mehr abbekam; auch Edward Snowden nahm diesmal zumindest per Video-Schalte als „Speaker“ teil). Und der gemeinsame Vortrag eines Amerikaners und einer Inderin hatte eigentlich nur zum Inhalt, was Byung Chul Han bereits in seinem Buch „Psychopolitik“ auf den Punkt gebracht hat: Nämlich, wie wir es in unserem Drang, uns miteinander zu vernetzen, ganz ohne „Big Brother“ selbst zu einem riesigen, sich selbst überwachenden Netzwerk machen. Freiwillig. Und gleichzeitig wird sich in diesem Netz eifrigst über die Überwachung und totale Hergabe privatester Informationen aufgeregt…. Also meins ist das nicht. Da schreibe ich doch lieber das Blog und facebooke jeden Tag ganz selbstverständlich im Bewusstsein, dass jeder es lesen kann, meinetwegen auch die NSA. Jedenfalls gibt es ein Gefühl der Verbundenheit, und wenn die Nerds auf der re:publica ehrlich sind, geht es ihnen allen nur um diese Gefühl: „We are bound together“ – aber das wussten ja schon die Hippies in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts… Fazit: Zum einen reicht mein Bartwuchs für einen „richtigen“ Medienhipster nicht aus, zum anderen bleibe ich lieber stiller Beobachter der Szenerie, ab Herbst ja vielleicht sogar wissenschaftlicher stiller Beobachter….
Gedicht – neue Strophe
Wie schon vorher mal erwähnt, ist meine seelische Verfassung äußerst stabil geworden, deshalb habe ich das Motto-Gedicht dieser Seite um folgende Strophe ergänzt (Versmaß ist noch nicht optimal, aber Du weißt schon, was gemeint ist):
Fünf Jahre sind ins Land gegangen,
bin langsam weniger gefangen
sogar Freude kommt manchmal zaghaft auf,
das Leben nimmt sich eben seinen Lauf.
So ist das Leben eben.
Neue Chance gekriegt und zugegriffen
Bin ganz gespannt, was da noch geht.
Da geht noch Leben eben.