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Blog zur Jahreswende 2016/17

Bilanz 2016

Nach den schönen und ermutigenden Erlebnissen im Sommer bei Kieler Woche und RSH-Jubiläum ging es weiter mit Schleswig-Holstein.

Kur in Damp: positive Erlebnisse und abschreckende Erfahrungen, was das Gesundheitssystem in diesem Bereich angeht.

Nachdem sich in der ersten Jahreshälfte meine neurologischen Beschwerden etwas verschlimmert hatten, bin ich mit Hoffnung in die neurologische Abteilung der Heliosklinik im Ostseebad Damp gefahren. Ein Aufenthalt mit Hindernissen, was schon mit der Beantragung begann: Eigentlich hatte ich mir eine spezialisierte Neuro-Klinik in Sankt Peter Ording an der Westküste meines Heimatlandes ausgesucht. Diese war aber nicht beim LaGeSo „gelistet“. Da der Kostenträger in meinem Fall nun mal das Landesversorgungsamt Berlin ist, wurde ich also Damp zugeteilt. Mit positiven wie negativen Konsequenzen: Schön waren die Besuche von Freunden aus Kiel und Hamburg, die mir das Dasein in dem gewöhnungsbedürftigen Kur-Apparat versüßten.

Einblicke ins konzentrierte Gesundheitssystem

Wie erwähnt, war ich also der Heliosklinik Damp zugeteilt worden. Die Qualität der Einrichtung habe ich als äußerst inhomogen erlebt. In meinem speziellen Fall ließ die Abstimmung zwischen Organisation/Verwaltung und Ärzten arg zu wünschen übrig. Die Verwaltung hatte mir vorab ein so genanntes „Komfort“-Zusatzpaket verkauft, welches Sauna- und Schwimmbadbenutzung, Zimmer mit Meerblick, WLAN und noch einige Kleinigkeiten ermöglichen sollte, Preis: stolze 399,00 €. Da ich einen Monat lang keine Kosten für Nahrungsmittel haben würde, habe ich mir das geleistet. Vor Ort dann aber Frust: Nachdem der erste Arzt noch unter anderem noch „Neurogruppe Schwimmen“ in den Therapieplan eingebaut hatte, wurde diese nach Arztwechsel nicht nur gestrichen, sondern jeglicher Aufenthalt in Sauna oder Schwimmhalle aus „versicherungstechnischen Gründen“ verboten. Grund: Die (vorab bekannte, weil in dem entsprechenden Fragebogen angegebene Epilepsie, deren letzter Anfall bei Beginn der Kur schon fast ein Jahr zurück lag). Der Versuch, vor Ort einen Teil des bereits bezahlten Zusatzpaketes zu stornieren, scheiterte an der Bürokratie der Klinik (hinterher habe ich nach aufwändigem Briefwechsel dann doch noch die Hälfte der Kosten erstattet bekommen…). Der Aufenthalt in Damp war unterm Strich ein sehr sportlicher, vierwöchiger Urlaub an einem schönen Ostsee-Spot. Positiv zu nennen sind die überwiegend engagierten und professionellen Therapeuten und Therapeutinnen. Geprägt allerdings auch von miesepetrigen Mitpatienten, die sich vorzugsweise über ihre Krankheiten und das Wetter unterhalten wollten. Weiters Thema war oft das lausige Essen. Man stelle sich vor: Das Essen für alle Helioskliniken Deutschlands wird wohl zentral in München zubereitet, von dort per Flugzeug in die jeweiligen Einrichtungen verschickt und vor Ort lediglich aufgewärmt. An den Frühstücks- und Abendessenbüffets alles voller in Plastik verpackter Aufstriche etc., was Berge von Müll erzeugt. Von Nachhaltigkeit kann hier also in mehrfacher Hinsicht nicht die Rede sein. Zurück zuhause hatte ich mehrere Arzttermine, sowohl bei meinem Neurologen als auch bei meinem Orthopäden: Beide berichteten, dass der Helios-Konzern gerade unterwegs ist, und Praxen zu Dumpingpreisen Übernahmeangebote macht, um in dem so genannten „ambulanten Markt“ Fuß zu fassen. Der Klinikmarkt ist schon besetzt, wohl auch durch intensive Lobbyarbeit bei den Kostenträgern (s.o.). Wer wundert sich da noch über die Ineffizienz unseres Gesundheitssystems?!

Herbst: Konsolidierung und Pläne schmieden

Zurück in Berlin habe ich erstmal einige Wochen gebraucht, um mich von den Strapazen der Kur zu erholen (verkehrte Welt!)

So langsam ergaben sich jedoch nach und nach einige Chancen, und ich begann, Pläne zu machen. Zwar bin ich von Arbeitsfähigkeit aus gesundheitlichen Gründen weit entfernt, aber es zeichnen sich zumindest einige Betätigungsfelder ab.

Radio-Promotion

Ein Freund aus alten Radiozeiten fragte an, ob ich nicht für den jungen Berliner Singer/Songwriter Martin Goldenbaum ein bisschen mit meiner Radioerfahrung tätig sein könnte. Ein erstes Kennenlerntreffen verlief positiv, der Eindruck des Materials erschien mir viel versprechend, und im Januar wird es das erste Treffen mit seinem Produzenten, seinem Label und mir geben, bei dem wir gemeinsam überlegen, wie wir daraus etwas machen können. Alles auf dem Level, was ich konzentrations- und kräftemäßig so schaffen kann, also sehr eingeschränkt.

Marketing und Kommunikation

Ein weiteres Projekt, ebenfalls honorarfrei und auf Mini-Level ist die Unterstützung meines Freundes Dag bei seiner neuen Selbstständigkeit als Möbeldesigner, hier werde ich im neuen Jahr ebenfalls ein bisschen mit einer Facebook-Auftritt sowie ein bisschen Pressearbeit einsteigen.

Studium, nun doch

Nach zwei vergeblichen Versuchen an FU und UdK hat sich nun doch etwas gefunden: Ich habe mich zum Sommersemester 2017 an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) für das Studium „Soziale Arbeit“ beworben, was sogar in Teilzeit absolviert werden kann. Alle Unterlagen inklusive Motivationsschreiben und Härtefallantrag sind eingereicht, Frist ist bis 15. Januar 2017, Start wäre dann ab Frühjahr. Selbst wenn ich – wie abzusehen – nicht wieder Vollzeit werde arbeiten können, werde ich versuchen, die dort erworbenen Kenntnisse bei ehrenamtlicher Arbeit einsetzen.