2021 – Zweiter Bericht diesen Jahres
Zunächst wieder zum Gesundheitlichen: Nach den deprimierenden Rückschlägen mit den nicht therapierbaren Schmerzen, die bei der Kur letzten Jahres endgültig festgestellt worden sind (siehe letzten Blog-Eintrag) habe ich mich entschlossen einen so genannten„Verschlimmerungsantrag“( Amtsdeutsch) beim Versorgungsamt zu stellen (das heißt wirklich so – natürlich wird nicht beantragt, dass es schlimmer werden soll, sondern dass die Verschlimmerung der Beschwerden behördlich anerkannt wird). Nach Begutachtung durch einen amtlich bestellten Neurologen erfolgte der Bescheid: Hampe geht es wirklich noch schlechter als zuvor, GdB (Grad der Behinderung, wieder so ein Amtsdeutsch-Begriff!) nunmehr 80 Prozent. Neuer Schwerbehindertenausweis, sonst nichts.
Trennung nun auch auf dem Papier
Ebenfalls in der ersten Jahreshälfte haben meine (nunmehr Ex-) Frau und ich es schließlich auf friedliche und freundschaftliche Weise hinbekommen, uns auch offiziell voneinander scheiden zu lassen. Bis dahin ja noch „dauerhaft getrennt lebend“. Letztlich für beide die Chance auf mehr Freiheit und Aufbruch zu neuen Ufern. Wichtig: Wir bleiben gute Freunde, lassen einander nun endgültig frei.
Wiederbegegnung mit der Vergangenheit in Kiel
Wie der oder die aufmerksame Leser oder Leserin dieses Blogs möglicherweise festgestellt hat, gab es auf den letzten Blog-Eintrag vom Mai hier einen spannenden Kommentar. Eine Schulkameradin aus der Unterstufe unseres Gymnasiums, der Hebbelschule in Kiel, hatte schon länger das Blog verfolgt, bis dato aber gezögert, hier einen Kommentar zu hinterlassen. Nachdem ich das bemerkt hatte (WordPress schickt E-Mail, sobald es einen neuen Kommentar gibt), habe ich nicht mit einem Kommentar auf den Kommentar reagiert, sondern direkt eine Mail an die Absenderin geschickt. Daraus hat sich über das letzte halbe Jahr eine schöne neue Freundschaft entwickelt (In der Sexta hatten wir nur entfernt miteinander zu tun, obwohl wir einander schon damals sehr mochten, und bis zum Abitur hatten wir uns aus den Augen verloren, wie das Leben eben so spielt). Zudem habe ich mit einigen weiteren Schulkameradinnen – in diesem Fall ohne Binnen-I, denn außer mir handelt sich wirklich nur um Ladies – begonnen das 40(!)-jährige Jubiläum unseres Abiturs an der Hebbelschule am 28. Mai nächsten Jahres zu planen und zu organisieren. Adressen der meisten Mitschüler und Mitschülerinnen sind recherchiert, die Betroffenen angeschrieben, und die Forstbaumschule ist reserviert.
Sommer in Kiel
Nachdem ich Mitte Juni meine zweite Impfung gegen Covid-19 erhalten hatte, ging es für vier Wochen nach Kiel, eingefädelt von meiner wunderbaren Schwester. Das war nicht nur „Urlaub“, sondern ein Testlauf, wie es sich anfühlt, wieder in der alten Heimat zu leben. Ergebnis: Das Netzwerk aus alten Freunden und Freundinnen bis zurück in die Schulzeit (siehe oben) ist stärker als alles, was ich mir in Berlin jemals habe aufbauen können. Auch mit Daggi, die auf den letzten Blogeintrag reagiert hatte, habe ich mich in dieser Zeit persönlich treffen können, was unsere neue alte Freundschaft sehr belebt hat. Die Zeichen stehen seitdem also auf Rückkehr.
Alea iacta est
Inzwischen ist klar, dass aus dieser Erkenntnis ein konkreter Plan folgt. Neue Wohnung in Kiel ist mithilfe Schwester und guter Freunde gefunden und bereits angemietet worden, Wohnung hier in Berlin ist gekündigt. Mitte Januar wird es losgehen. Ich bin aufgeregt und vorfreudig! Jetzt wird eifrig geplant und organisiert, glücklicherweise mit Unterstützung vieler Freunde. Also: Ahoi Heimat, Tschüss Berlin! – Mehr im ersten Blog 2022!
Jahrestag der „Wiederauferstehung“ – Phoenix
Schließlich noch der Hinweis darauf, dass ich auch in diesem Jahr am 1. November nunmehr schon zum zehnten (!) Mal die Rückkehr aus dem Wachkoma nach dem Schicksalsschlag im Jahre 2011 als meinen zweiten Geburtstag begangen habe. Wie fast immer, indem ich für mich selbst und mit mir allein ein Glas Sekt getrunken habe. Darüber hinaus habe ich mir in einem Anfall von Verrücktheit und vielleicht auch Verwegenheit ein besonderes Geschenk gemacht: Mein rechter Oberarm wird seit Anfang November von einem Tattoo geziert: Ein Phönix, der (aus der Asche) auffliegt in ein neues Leben. Das führe „neue Leben“ ich zwar schon seit“dem“, aber nun fühlt es sich, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Entscheidung, bald wieder nach Hause zurück zu ziehen, ganz besonders, nämlich noch zuversichtlicher, an.
Bilanz zehn Jahre danach: Dankbarkeit und Zuversicht
Ich bleibe dankbar für alles, was mir mein „erstes Leben“ gebracht hat: Meine Familie und die wundervolle Zeit, die wir seit nunmehr fast dreißig Jahren miteinander verbracht haben. Und ich bin mir sicher, dass wir verbunden bleiben: Als gute Freunde das getrennte Paar, als Papa und Sohn, als Papa und Tochter. Letzteres vielleicht sogar noch intensiver mit dem Abstand zwischen Berlin und Kiel, denn gerade die erwachsenen Kinder leben ja längst ihr eigenes Leben und verbringen nicht ständig Zeit mit ihrem alten Herrn.
Darüber hinaus bin ich unendlich dankbar für mein musikalisches Talent, dass ich aufgrund der Einschränkungen infolge der Hirnverletzungen leider nur noch sehr eingeschränkt ausleben kann. Aber an diesem Thema wird täglich gearbeitet, mit Stimmübungen und vorsichtigem Training an der Gitarre
Zudem bin ich natürlich dankbar für den Segen meiner langen und überwiegend erfolgreichen beruflichen Laufbahn mit einer Aufgabe, die mich immer begeistert hat, mir immer recht leicht gefallen ist und große Freude bereitet hat. Auch damit ist ja nun leider Schluss, viel zu früh. Was bleibt, sind die Erinnerungen und vielen Freundschaften, die sich in der Zeit seit 1986 (dem Beginn meiner Tätigkeit im Radio bei RSH) bis 2011 entwickelt haben, und die in vielen Fällen noch heute leben. So Vieles aus meinem „ersten Leben“ wird mich auch weiterhin tragen, und insofern freut sich der Phoenix doppelt auf seinen nächsten Lebensabschnitt.