Wie die Zeit rast! Gerade noch Frühling (letzter Blogeintrag vom Mai), zack, schon Herbst! Einen schönen Sommer durfte ich erleben, den dritten seit meiner Wiedergeburt (in knapp 14 Tagen jährt sich die Katastrophe, die meine Leben eben auf den Kopf gestellt hat, zum dritten Mal). Für die Freunde, die mir nicht auf Facebook folgen, kurz die wichtigsten Ereignisse im Überblick:
Kopenhagen im Juni
Ein wunderschöner Kurztrip, eingeladen von Schwesterherz (Geburtstaggeschenk vom Februar eingelöst), mit viel Kultur und Gemütlichkeit in einem Gartenhäuschen in Fahrradentfernung zum Zentrum der dänischen Hauptstadt. Entspannt und gestärkt wieder im Berliner Sommer zurück.
Katarakt-OP im Juli und geplante Augenlid-OP
Wie bereits beschrieben, war eine geläufige Folgeerscheinung der seinerzeit notwendig gewordenen Augen-OP wegen des Terson-Syndroms (= subdurale Einblutung in den Glaskörper) eingetreten, nämlich ein vorzeitiger „Grauer Star“ auf dem operierten rechten Auge. Auch hier hat mal wieder die moderne Medizintechnik gemeinsam mit der Kunstfertigkeit der Ärzte – in diesem Fall von Frau Professor Joussen, der Chefin der Charité-Augenklinik – gesiegt: Meine neue Linse im rechten Auge ist exakt so eingestellt, wie das gesunde, wenn auch kurzsichtige linke Auge. Seit ein paar Tagen habe ich auch schon ein entsprechend angepasstes Brillenglas und kann wieder einigermaßen klar sehen. Einigermaßen, weil sich schon das nächste Projekt rund ums Auge anbahnt: Seit der Implantation der künstlichen Schädelplastik im Oktober 2012 hängt mein rechtes Augenlid Karl-Dall-mäßig herunter und schränkt das Gesichtsfeld zusätzlich ein.
Musikalischer Sommer-Abschluss auf Usedom
Eine weitere schöne Urlaubseinladung hat im September den Sommer auf schöne Weise abgeschlossen: Freund Sebastian, Mitmusikant bei „LOVESHOWER“, feierte seinen Geburtstag auf der Ostseeinsel, und ich durfte unter anderen dabei sein. Bei der Gelegenheit erstmals wieder so was Ähnliches wie Musizieren: Bei einigen „Lagerfeuermusik“-Sessions in der Küche der Ferienwohnung ist es mir tatsächlich gelungen, ein bisschen mitzuschrummeln und sogar hie und da mal ein kleines Lick einzuwerfen! Meine geliebte Musik ist mir also nicht vollständig abhanden gekommen. Allerdings gab es jedesmal dann Frust, wenn ich versuchte, wieder die Führung zu übernehmen, und einen unserer Hits so zu spielen, so wie vor den Hirnverletzungen…..
Neuer Epilepsie-Anfall und fortgesetzte Beschwerden
Es gibt also viele kleine Freuden und Fortschritte, aber auch immer wieder Rückschläge und Stagnation. Ende August überfiel mich aus heiterem Himmel ein neuer epileptischer Anfall und brachte mich erneut in die Notaufnahme der Charité. Wie schon im Frühjahr nach sportlicher betätigung, wenn auch das Joggen nur etwa 30 Minuten bei gemäßigtem Tempo vonstatten ging, also nicht mehr Anstrengung als vom wöchentlichen Rehasport gewohnt… Und genau diese Unberechenbarkeit macht die posttraumatische Epilepsie so besonders teuflisch. Gottseidank waren Sabine und Hella schnell zur Stelle um mich zu retten…
Neben allen Fortschritten bleibt also vieles beschwerlich: Die „residuellen Hemiparesen“(Taubheit und Kältegefühl) linksseitig (Hand, Fuß und Mundwinkel), die mittlerweile oftmals sogar mit einem leichten „Phantomschmerzgefühl“ aufwarten, bleiben lästig und behindernd. Auch die Tasache, dass ich immer noch nicht vollständig schmecken und riechen kann (Anosmie) nervt sehr und verdirbt den Ansatz von Lebensfreude beim Essen und Trinken. Um die Liste zu vervollständigen und noch ein weiteres Fachwort unterzubringen, sei noch die holophone Dysartrie erwähnt, die – wohl im Zusammenspiel mit der beeinträchtigten Musikalität, macht, dass meine Stimme sehr belegt ist und ich sie nur eingeschränkt einsetzen kann (dafür nun schon die dritte Rutsche Logopädie mit mäßigen Fortschritten). Auch doof: Nachhaltige Schlafstörungen. Zwar schlafe ich mittlerweile mengenmäßig mehr, aber fast nie durch.
Und trotzdem mache ich weiter. So ist mein neues Leben eben.