Blog Jahreswechsel 2017/18

Ernüchterung: Stagnation und Rückschritte

Wie gerne würde ich hier regelmäßig über kontinuierliche Fortschritte berichten können! 2017, das für mich so hoffnungsvoll begann, brachte leider viel Enttäuschungen und Stagnation

Soziale Arbeit an der EHB

Leider stellte sich heraus, dass der Traum vom erneuten Studium doch nur ein Traum bleiben musste. Als Ergebnis des ersten Semesters mit einigen Exkursionen unter anderem in eine Flüchtlingsunterkunft und in Kombination mit frustrierenden Erfahrungen im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Nachbarschaftshilfe habe ich festgestellt, dass das Feld der „Sozialen Arbeit“ im Allgemeinen offenbar nicht das Richtige für mich ist. Unabhängig davon, dass es völlig ungewiss ist, ob ich jemals wieder beruflich tätig werden kann, nehme ich mir die Schicksale und Probleme der Menschen, mit denen ich zu tun habe, so sehr zu Herzen, dass mich das selbst belastet. Anders ausgedrückt: Mir fehlt die erforderliche professionelle Distanz zu meinen potenziellen Klient*innen. Mit dieser Erkenntnis habe ich schweren Herzens das Studium nach einem Semester abgebrochen. Ein Wechsel an die FU ins Fach Erziehungswissenschaften (in der Erwachsenenbildung) ist aus formalen Gründen leider nicht gelungen (im Ablehnungsbescheid war von „ungünstigem Rangplatz auf der Liste der potenziellen Zweitstudenten die Rede).

Kleine Aufgaben finden sich

Unabhängig davon ist es mir im September gelungen einen kleinen redaktionellen Job zu übernehmen, bei dem ich sogar einige Kenntnisse aus dem einen Semesterchen „Soziale Arbeit“ einbringen konnte: Es ging um die redaktionelle Überarbeitung der Selbstdarstellung einer Einrichtung zur Unterstützung von Geflüchteten… Darüber hinaus durfte ich einer Hamburger Freundin, die gebürtige Iranerin ist und ein Musterbeispiel für gelungene Integration bei ihrer Bewerbung um eine Aufgabe als Koordinatorin ehrenamtlicher Helfer für Geflüchtete unterstützen. Auch das eine Kombination meiner redaktionellen Kenntnisse und Fähigkeiten aus meinem „ersten Leben“ mit dem Wissen und den Erfahrungen aus einem Semester „Soziale Arbeit“…

Erster Urlaub inklusive Flugreise seit“dem“

Im September ergab sich die Möglichkeit für einen ersten, bescheidenen Urlaub seit 2011. Zehn Tage Yoga und Wandern in Südfrankreich zu einem erschwinglichen Preis. Leider stellte sich heraus, dass die Veranstalterin eben auch nur Hobby-Yogi ist, jedenfalls offenbar keine Ausbildung zur Yogalehrerin hat. Zudem brach sich die Gute in der ersten Nacht einen Zeh, so dass auch die von ihr geführten Wanderungen weitgehend ausfallen mussten. Wir waren lediglich drei Teilnehmer aus Berlin und Brandenburg und haben uns dann selbst ein Wanderprogramm auf die Beine gestellt. Kleine Anekdote am Rande: Ich erinnerte mich, dass nach Aussagen der Ärzte an der Charité ein Flug mit den Implantaten in meinem Kopf grundsätzlich kein Problem sei. Lediglich wegen des VP-Shunts sei einiges zu bedenken und organisieren. Dieses System wird nämlich gesteuert über ein Ventil, dass mittels eines Magneten von außen eingestellt wird. Was genau zu bedenken war, fiel mir nicht gleich ein. Und so schrieb ich zwei Tage vor dem Abflug eine E-Mail an die Charité, die innerhalb weniger Stunden offenbar von Prof. Vajkoczy persönlich ins Smartphone getippt worden war: „Problemlos – Shuntpass dabei haben – guten Flug!“.

Und genauso funktionierte es: Bei der Abfertigung ein Sprüchlein aufgesagt (auf Französisch: „Je ne peut pas être scanné parce que je porte un implant“), den entsprechenden Ausweis präsentiert, und dann wurde eine Leibesvisitation anstelle des elektronischen Durchleuchtens durchgeführt. Trotz aller Probleme mit der Organisatorin eine gelungene Reise bei schönem, spätsommerlichem Wetter in der Gegend um Toulouse.

Therapien und körperliche Verfassung

Auch wenn es körperlich nach wie vor schwierig ist, mit Nervenschmerzen an den Stellen, die eigentlich „nur“ taub geblieben waren, bin ich weiter eifrig beim Rehasport unterwegs mit wöchentlich zwei Besuchen in der „Muckibude für Versehrte“. Außerdem klappt es auch mit dem Joggen wieder gut. Im Sommer habe ich erstmals die Alster in Hamburg umrundet (Innen- und Außenalster), in Berlin schaffe ich mittlerweile eine ähnliche Distanz um Schlachtensee und Krumme Lanke. Und gewandert wird viel. Neben den Tagen in Südfrankreich auch hier in Berlin und Brandenburg mit einer netten Gruppe, die ich über nebenan.de gefunden habe. Gerade am letzten Sonntag ging es 21 Kilometer von Spandau den Havelhöhenweg hinunter nach Zehlendorf.

Aussichten 2018

Ehrenamt umgestellt

Nach den oben erwähnten unschönen Erfahrungen mit älteren Menschen in der Nachbarschaftshilfe (zumeist Damen) hat sich eine andere Möglichkeit ergeben, mich ehrenamtlich einzubringen: Seit Januar 2018 bin ich Lesepate in einer Willkommensklasse der Süd-Grundschule hier in Zehlendorf. Schon nach dem ersten Einsatz wurde deutlich, dass ich einerseits eine echte Unterstützung dort bin und zweitens, dass mir die Tätigkeit Freude bringt, weil von den kleinen Menschen ungeheuer viel Positives zu mir zurück kommt.

Glück als Kompetenz

Dies führt unmittelbar zu meinem nächsten Projekt: Ab Februar werde ich an den Fortbildungsseminaren für Lehrer und Lehramtsstudenten in „Glück als Schulfach“ teilnehmen dürfen. Die Anregung dazu kam einerseits von einer alten Kieler Freundin, die als Grundschullehrerin selbst damit arbeitet. Als dann der Berliner Tagesspiegel darüber berichtete, dass dieses Fach nun auch an Berliner Schulen eingeführt werden solle, habe ich mich mit dem federführenden „Institut für Persönlichkeitsentwicklung“ in Verbindung gesetzt. Nach kurzem E-Mail-Austausch war ein Telefontermin mit dem Leiter Dr. Ernst Fritz-Schubert vereinbart. Ich habe ihm von meinem Schicksal berichtet und der positiven, optimistischen Weise, in der ich damit umgehe (Stichwort: offenbar ausgeprägte Resilienz) und mich zumindest als Gesprächspartner angeboten. Daraus wurde eine Einladung, an den Seminaren teilzunehmen, die ab 10. Februar 2018 in Räumlichkeiten der Humboldt-Universität durchgeführt werden. Voilà!

 

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