Was geschah

Der Koma-Traum

Ende 2011 fand ich mich plötzlich in einem sehr lebhaften, surrealen Traum wieder, den ich hier nur kurz anreißen will:

Wieder zurück als Radiomanager in alten Zusammenhängen ließen wir ein Image-Video für einen unserer Sender produzieren, bei dem alle Mitarbeiter inklusive Management mitzuwirken hatten. Die Produzenten waren durchgeknallte Typen, die in einem klinischen Ambiente arbeiteten, ähnlich wie Frank’n’Furter in der Rocky Horror Picture Show. Sie bearbeiteten mich mit Spritzen, in denen offensichtlich Drogen waren. Und machten mystische Anspielungen darauf, dass an mir eine „Ressurektion“ durchzuführen sei (das gibt’s bestimmt gar nicht als Fremdwort im Deutschen, gemeint war wohl „ressurrection“= Auferstehung: mein verwirrter Geist gab mir also einen versteckten Hinweis darauf, dass es hier um Leben oder Tod ging).

Das Trauma

Wenig später wachte ich auf der neurochirurgischen Station der Charité auf und erkannte in einigen Ärzten und Pflegern die durchgeknallten Video-Produzenten aus meinem Traum wieder – Ich hatte im Koma gelegen, während sie um mein Überleben kämpften…

In dieser Zeit realisierte ich langsam, dass ich zwar überlebt hatte, meine bisherige Existenz als selbstständiger Berater und Coach aber beendet war (Leben eben…). Das war das eigentliche (Psycho-) Trauma, an dem ich auch heute noch, zwei Jahre später, knabbere, und an dessen Überwindung ich mit Unterstützung professioneller Therapie weiter arbeite…

Die Gruselstory der Realität

Was wirklich geschehen war, weiß ich lediglich aus Erzählungen meiner Familie und der Ärzte, sowie aus den Ermittlungsakten von Polizei und Staatsanwaltschaft (und leider auch aus der unwürdigen und übertriebenen Presseberichterstattung):

Am 18.10.2011, nach  dem Besuch der Geburtstagsparty eines Freundes, ging ich abends noch eine Gassirunde mit unseren beiden Hunden um unser seinerzeitiges Haus in Zehlendorf-Mitte. Unvermittelt überfiel mich dabei ein Mann, schlug mir mit einem stumpfen Gegenstand den Schädel ein und ließ mich auf dem Weg liegen. Die beiden Hunde (ein Border Collie und ein Collie) machten ihren Job als Hütetiere, liefen zurück zum Haus , alarmierten dort meine Frau und retteten mir so das Leben.

Ich selbst habe an den Tathergang nach wie vor keinerlei Erinnerung.

Der Täter wurde ermittelt. Es war ein offensichtlicher Psychopath, der zuvor schon als Stalker auffällig gewesen war, und der mich dafür verantwortlich machte, dass seine Freundin sich von ihm getrennt hatte; sein Selbstmord vier Wochen später wird von den Ermittlungsbehörden als Schuldeingeständnis gewertet. Ich kannte den Mann nicht mal persönlich, und es ist bestimmt leicht vorstellbar, dass mich sein Tod eher erleichtert denn betrübt.

9 Gedanken zu „Was geschah“

  1. Mein lieber Stephan, ich ziehe den Hut vor Dir und Deiner Geschichte und was Du daraus machst. Die Blog-Idee gefällt mir sehr gut und ich bin sicher, dass Du die richtigen Leser erreichen wirst. Alles Liebe, Dein Hannes 🙂
    P.S.: Wenn Du WordPress-Support brauchst, ruf mich einfach an!

  2. Hallo Stephan
    durch „Zu-fall“ ist mir dein Blog ins Auge gestossen… Ich finde Du bist sehr mutig. Empfehlen tue ich Dir aber auch Ho’oponopono. Für den Täter und für Dich.
    Aloha

    1. Danke für den Kommentar, Gloria (unbekannterweise) Vergebungsritual ist erfolgt. Der Täter ist in den ewigen Jagdgründen, und ich kann nur hoffen, dass es dort ankommt….

  3. Lieber Stephan,
    Dich auf der Wanderung von Fürstenberg zum Stechlinsee mit Raimund und Juliane kennen zu lernen, war ein großes Erlebnis.
    Deine Geschichte hat mich tief berührt und Dein Mut hat mir ein Zeichen gegeben. Danke und meine Hochachtung!

    Hans Georg

    1. Lieber Hans-Georg, herzlichen Dank für Dein Feedback und Deinen Besuch auf meinem Blog! Immer, wenn ich, wie jetzt von Dir, als Mutmacher tituliert werde, bin ich sehr verlegen. Wie auch immer: Mir ging es umgekehrt ganz genauso. Die spontane gemeinsame Wanderung mit Euch war ein echter Gewinn!Über ein Wiedersehen würde ich mich sehr freuen!

  4. Herr Hampe sie können stolz auf sich sein.. ich schaue gerade Nachtcafé und bin und war sehr ergriffen von ihrem starken Auftreten. Ganz besonders rührend wie sich ihre Frau gekümmert hat..
    Trotzdem fühlen Sie sich manchmal etwas einsam, da viele Kontakte nicht mehr vorhanden sind. Sie sind eine sehr starke Persönlichkeit. Ich würde mich freuen, über einen Gedankenaustausch, evtl. Entsteht daraus eine nette Brieffreundschaft.
    Seien sie gegrüßt und weiter so…, wünsche ihnen Glück Gesundheit und viel Kraft für alles was noch kommt.
    Ganz liebe Grüße

  5. Lieber Stephan, ich habe eben erst von Deinem „Lebenseinbruch“ in 2011 gelesen. Wie brutal und wie lebensverändernd.
    Da muss man schon sehr stark sein, um überhaupt wieder „Fuß zu fassen“.
    Wo doch jegliches Fundament weggebrochen wurde…
    Ich hatte in 2011 auch einen schweren Angriff, der mein ganzes Leben durch eine HWS- und BWS- Verletzung mit chronischen Folgen massiv beeinträchtigt hat.
    Bin ebenfalls nicht wieder dienstfähig geworden, werde zudem aber massiv angezweifelt von meinem damaligen Dienstherrn und bin in einem unwürdigen mehrjährigen Klageverfahren, das eine Endlosschleife zu nehmen scheint…. nur mit Haltung und ganz viel Mut (manchmal auch Wut] kann ich dem begegnen. Mein Glaube an die Justiz ist sehr geschrumpft…der Stärkere hat die Macht…aber Aufgeben gilt nicht.
    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Lebensfreude. Wir lassen uns nicht unterkriegen, es gibt immer noch Schönes und Liebevolles…jeden Tag aufs Neue. Ein wunder-volles 2024 für Dich!

    1. Moin! Ich danke Dir für Deine wertschätzenden Worte, was mich betrifft und bestärke Dich, weiterhin Deinen Weg zu gehen, mit viel Mut, aber ohne Wut. Die ändert nichts. Alles Gute und viel Kraft! Stephan

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.